de | en

Viva Las Vegas

Rappenspalter − Las Vegas ist schon von Weitem sichtbar. Seine Lichter erhellen den nächtlichen Himmel und weisen uns bereits über 70 Kilometer vor der Spielerstadt den Weg. Was für ein Unterschied zur Natur und der Stille im Death Valley! Las Vegas pulsiert, schreit um Aufmerksamkeit. Überall glitzert und leuchtet es. Der Lärmpegel ist hoch. Das Klingeln der Spielautomaten in den Casinos, Musik aus den Lautsprechern und auf den Strassen und Trottoirs ein wildes Durcheinander von Stimmen und Motorenlärm. Mit Nanuq versuchen wir dem grössten Chaos aus dem Weg zu gehen. Irgendwie gelangen wir aber trotzdem auf den Strip, an dem sich all die bekannten Casinos und Hotels aneinanderreihen und wo jede Nacht die Post abgeht. Markus, der am Steuer sitzt, bleibt ruhig und so können wir die Fahrt entlang der berühmten Strasse, die eigentlich Las Vegas Boulevard heisst aber in der Umgangssprache als Strip bekannt ist, fast ein wenig geniessen. Wir suchen das WildWest Motel auf. Bei einem Zwischenstopp auf dem Weg nach Las Vegas haben wir im Internet gesehen, dass es günstige Zimmer ($ 20) anbietet. Dummerweise konnten wir wegen der unstabilen Verbindung keine Online-Reservation vornehmen. Im Motel will man uns nun dasselbe Zimmer für wesentlich mehr verkaufen. Wir versuchen’s daher nochmals übers Internet aber das Angebot ist bereits nicht mehr aktuell. Per Telefon, Internet und Voucherheftchen checken wir andere Motels ab, doch es kostet überall mehr. Im Vergleich zur Schweiz sind die meisten Zimmer immer noch billig aber wenn man mal ein Angebot für $ 20 gehabt hat... Die zweitgünstigste Wahl ist das LadyLuck in Downtown Las Vegas (alter Teil der Stadt). Als wir daran vorbeifahren, bestätigt sich allerdings unsere Befürchtung: Das Hotel verfügt nur über gedeckte Parkplätze, die für Nanuq zu tief sind. Schliesslich geben wir die Suche auf. Sonst kommt uns der Diesel fürs hin und her Fahren am Schluss teurer zu stehen als die Übernachtung ;-) Beim Howard Johnson profitieren wir von einem Voucher und erhalten ein Zimmer für $ 34. Viel Zeit verbringen wir darin. Wir ziehen sofort los um Las Vegas bei Nacht zu erleben.

 

Just married − Da unser Motel zwischen der Downtown und den neuen Casinohotels liegt, haben wir bis dorthin einen beachtlichen Weg vor uns. Dieser führt uns vorbei an einer der unzähligen Hochzeitskappellen, wo Kurzentschlossene und Eilige dank den ausserordentlich unkomplizierten Eheschliessungs- (und Scheidungs-) Gesetzen des Staates Nevada im Schnellverfahren heiraten können. Es gibt sogar eine «drive through» Variante, bei der man nicht einmal mehr aus dem Auto steigen muss, um den Eheschein zu erhalten.

 

Vergnügen?! − Nach einer Stärkung im Denny’s geht es weiter. Als erstes kommen wir am 356 m hohen Stratosphere Tower vorbei. Über der Aussichtsplattform befindet sich eine auf 280 m Höhe gelegene Achterbahn (sie wurde inzwischen abgebaut). Ganz oben kann man sich mit dem Big Shot am Turmmast hochkatapultieren lassen, um dann im 40 Meter langen freien Fall zum Ausgangspunkt hoch über den Dächern von LasVegas zurückzukehren. Zwei weitere Attraktionen am Dach des Turms (X-Scream lässt einen im wahrsten Sinne des Wortes über die Kante der Plattform stolpern und «Insanity − The Ride», eine Art Kettenkarussel mit freiem Blick in die Tiefe) berechtigen zur Bezeichnung als höchstgeleger Vergnügungspark der Welt. Wir bleiben auf dem Boden. Erstens ist der Eintritt ganz schön happig und zweitens wollen wir den Magen so kurz nach dem Essen nicht überstrapazieren. Las Vegas hat auch so noch genug zu bieten. Unter der Kuppel des CircusCircus zum Beispiel gibt’s einen riesigen Indoor Vergnügungspark und regelmässige Zirkusvorstellungen.

 

Ego − Beim Frontier ziehen uns die vielen Lichter und Leuchtreklamen, die sich in der Fassade spiegeln, in ihren Bann. Ein Mann, der uns beim Fotografieren beobachtet, erzählt uns, dass das Frontier nächstens abgerissen wird. An seiner Stelle wird der mehrfache Milliardär Donald Trump schon bald einen 64-stöckigen Hotel- und Eigentumswohnungskomplex bauen. Bei Fertigstellung wird das Gebäude, das höchste Wohngebäude in Las Vegas sein... zumindest so lange bis es vom nächsten Projekt abgelöst wird. Böse Zungen behaupten, dass Trump seinen Turm um einige Meter höher als das vis-à-vis gelegene und bis anhin höchste Hotel Las Vegas’, das Wynn, plante, um seinen Rivalen Steve Wynn zu übertrumpfen. Natürlich streitet Trump solche Gedanken ab und zur Bemerkung, dass das höchste freistehende Gebäude in Las Vegas, der Stratosphere Tower (mit Restaurant, Casino, Bahnen aber eben ohne Wohnungen/Zimmer), immer noch fast zweimal so hoch ist wie sein geplantes Trump International Hotel and Tower, meint er simpel: «Das ist kein Gebäude». Inzwischen (Juni 2006) sind die Bauarbeiten voll im Gang. Alle 4 Tage wird ein weiterer Stock fertiggestellt. Die Eröffnung wird auf Mitte 2007 erwartet. Im Internet preist Trump sein Hotel- und Wohnkomplex bereits in den höchsten Tönen an. Er spricht von Stil und Eleganz, die sein Trump International Hotel and Tower ins Herz von Las Vegas bringen wird und dass es das eindrucksvollste Gebäude von Las Vegas’ Skyline sein wird. Ein Riesenaufgebot an Personal wird zudem sicher stellen, dass alle Wünsche höchste Beachtung erhalten und Luxus nie komprimiert wird. Wir sagen nur: «Schön für den, der’s bezahlen kann und will!»

 

Apple − Ein paar Schritte weiter befindet sich die Fashion Show Mall. Hier werden auf einer 4-fach Leinwand pausenlos Werbung runtergespult. Im Moment ist der iPod von Apple Trumpf. Der Spot läuft mindestens alle fünf Minuten einmal! Wir wundern uns, wieviel Geld ein solcher Auftritt kostet und ob sich dieser Aufwand lohnt. Bei uns bewirkt die Dauerwiederholung des Spots immerhin, dass wir die anfänglich nervende Musik am Schluss cool finden. Apple als solches ist für Mac-Userin Lulu sowieso unantastbar. ;-)

  

«Zahläbigerei» − Es liegen zwar noch viele bekannte Casino’s vor uns am Strip aber für heute kehren wir hier um. Auf der anderen Seite der Strasse geht es zurück Richtung Motel. Dabei schauen wir das bereits oben genannte Wynn etwas genauer an. Das Casino und Hotel wurde nach dreijähriger Bauzeit im April 2005 eröffnet und ist bei unserem Besuch die neuste Attraktion am Strip. Die Baukosten, die vom Casinobauer Steve Wynn finanziert wurden, beliefen sich auf rund 2,7 Milliarden US Dollar!! Entgegen dem Trend bisheriger Hotels am Las Vegas Strip hat das Wynn kein Hauptthema. Es lockt seine Besucher nicht mit einer, dem Thema entsprechenden, detailreichen Architektur und Attraktionen an, sondern setzt ganz auf klassische Eleganz. Mit 2’716 Zimmern liegt das Wynn auch deutlich hinter dem grössten Hotel in Las Vegas, dem MGM (über 5’000 Zimmer). Das Ziel war jedoch von Anfang an ein Hotel zu schaffen, welches an Luxus seinesgleichen sucht. Das kleinste Zimmer mit 58 m² kostet knapp 300 US-Dollar pro Nacht. Es versteht sich natürlich von selbst, dass solche Preise während eines Special Event in der Stadt noch um einiges steigen. Wer trotzdem noch etwas Geld übrig hat, kann gleich den Ferrari oder Maserati aus Wynn’s hauseigenem Fuhrpark mitbuchen. Zum Hotelkomplex des Wynn gehören ein 10’200 m² grosses Spielcasino, ein 12’000 m² grosser See, 18 Restaurants und Bars, diverse Nachtclubs, 26 Geschäfte, eine Kunstgalerie mit Werken aus Steve’s Privatsammlung von Édouard Manet, Andy Warhol, Vincent van Gogh, Paul Cezanne, Paul Gauguin und Pablo Picasso, zwei Hochzeitskapellen, ein 20’700 m² grosses Konferenzzentrum und ein Golfplatz mit 18 Löchern. Und natürlich zeigt das Wynn, wie die meisten anderen Hotel-Casinos auch, eigene Inhouse-Shows. Für die aktuelle Show «Le Rêve» wird in einem extra Bühnengebäude mit riesigem Schwimmbecken eine artistische Wasser-, Licht- und Musikshow aufgeführt.

 

Poker Face − Für uns sind die Hotels und Casinos bereits Show genug. Stundenlang schlendern wir an ständig klingelnden und blinkenden Spielautomaten oder Tischen, an denen Roulette, BlackJack, Poker etc. gespielt wird, vorbei. Die Spieltische sind in zwei Sektionen unterteilt. Tische an denen nur um «kleine» Einsätze gespielt wird und etwas abseits und abgeschirmt jene Tische, an denen es um mehrere hundert Dollar geht. Es ist faszinierend die verschiedenen Gambler und deren Mimiken und Ticks zu beobachten. Einige verstecken sich trotz gedämpftem Licht hinter Sonnenbrillen, andere drehen nervös ihre Jettons in der Hand und wieder andere lassen sich überhaupt nichts anmerken. Mit stoischer Ruhe schieben sie ihren hohen Einsatz über den Tisch und nehmen’s scheinbar gelassen hin, wenn sie diesen innerhalb von Sekunden verlieren. Lulu getraut sich trotz den gerade erlernten Roulette- und BlackJack-Regeln nicht, sich an einen Tisch zu setzen. Viel lieber würde sie Markus beim Spiel beobachten. Diesem sind aber selbst die Einsätze an den billigen Tischen zu hoch. Bei einem Mindesteinsatz von $ 5 bis $ 10 pro Spielgang hat man schnell viel Geld verspielt, denn eine Runde dauert selten länger als eine Minute. Wir begnügen uns deshalb mit der Rolle des Zuschauers.

 

Eigene Welten − Als wir gegen vier Uhr morgens wieder bei der Hochzeitskapelle in der Nähe unseres Hotels vorbeikommen, sind wir enttäuscht. Die Kutsche und das Pferdchen (natürlich unecht) sind leider nicht mehr beleuchtet. Dabei haben wir bereits unser «Hochzeitsfoto» in der Kutsche geplant.

Ein langer und sehr abwechslungsreicher Tag geht zu Ende. Von der kargen Landschaft des Death Valley in die Unterhaltunsmetropole Las Vegas. Zwei Orte wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und doch haben sie etwasgemeinsam: Beide sind sie einzigartig und faszinierend.

 

Strassendorf − Am nächsten Morgen ist erst mal ausschlafen angesagt. Danach profitieren wir von der Gelgenheit, die Wäsche zu erledigen, unsere Bilder auf DVD’s zu sichern und mit den Eltern zu telefonieren. Am Abend gehen wir wieder auf Entdeckungstour. Diesmal fahren wir mit Nanuq bis zum schlossartigen Excalibur Hotel, von wo aus wir den Strip vom südlichen Ende her ablaufen werden. Die Hotelkette entlang des Strips ist über zehn Kilometer lang und wird mit jedem Jahr länger.

 

Mafiahochburg − Las Vegas feiert 2005 sein 100-jähriges Jubiläum. Der Ort war dank seinen Quellen schon seit jeher ein wichtiger Zwischenstopp auf dem Weg von New Mexico nach Californien. Die Eisenbahngesellschaft, die das Land 1902 von der Rangerwitwe Helen Stewart abkaufte, teilte es drei Jahre später in Parzellen auf und versteigerte diese am 15. Mai 1905 zum fünffachen Kaufpreis an Spekulanten und Investoren. Damit war die Stadt Las Vegas offiziell gegründet. Ein Jahr später entstand das erste Hotel in LasVegas, das Golden Gate, welches nocht heute in Downtown, dem alten Teil Las Vegas’, steht. 1910 wurde das Glücksspiel im Staat Nevada verboten. 1919 wurde auch der Alkoholausschank verboten. Auch wenn die beiden Gesetze nicht immer genau eingehalten wurde, freuten sich 1931 alle über eine Lockerung der Regeln. Damit und mit dem Bau des Hoover-Staudamms von 1931 bis 1935 wurde der Grundstein für das bis heute anhaltende Wachstum der Stadt gelegt. Der Mafiaboss Bugsy Siegel setzte Anfang der 1940er Jahre mit dem Bau der ersten Hotels mit integrierten Spielcasinos eine Entwicklung in Gang, die noch immer anhält. Mit dem Geld der Mafia entstand unter anderem das Flamingo. Die Baukosten überschritten das Budget um ein Vielfaches und auch nach der Eröffnung kostete der Betrieb des Hotels mehr Geld, als es einbrachte. Mafiaboss Bugsy musste dafür mit dem Leben bezahlen. Er wurde 1947 erschossen. Die Mafia regierte aber weiter und schliesslich warf auch das Flamingo grosse Gewinne ab. Von diesem Erfolg angezogen kamen immer mehr Gangster in die Stadt. Die Casinos wurden vermehrt für Geldwäsche genutzt. Die Bewohner störten sich nicht daran, wurden dadurch doch die Preise überall tief gehalten. Einzig die Investoren blieben aus und veranlassten die Regierung schliesslich zu handeln. Das FBI wurde eingeschaltet und setzte Druck auf. Wal-Street-Anleger erklärten sich bereit, Las Vegas freizukaufen. Die Mafia willigte ein und zog sich zurück. Sehr zur Empörung vieler Bewohner. Für sie war plötzlich alles teurer. Immer mehr Hotels entstanden entlang des Strips. 1966 wurde mit dem Caesar’s Palace das erste Themenhotel eröffnet. Diesem Trend sind seither viele weitere gefolgt. 1989 wurde das Mirage, in welchem später Siegfried & Roy ihre Show mit den weissen Tigern zum Besten gaben, eröffnet. Es war Steve Wynn’s erstes Hotel am Strip.

Die Stadt ist seit ihrer zwielichtigen Vergangenheit darum bemüht, das Image von der «Sin City» (Stadt der Sünde) mit Nacktbars und illegaler Prostitution nach «City of Entertainment» (Stadt der Unterhaltung) zu ändern, um auch Familien anzusprechen. Die Wandlung ist sicher zu einem grossen Teil gelungen. Es gibt unzählige Shows, die auch für Kinder ein Erlebnis sind. An den Strassenpfosten kleben aber auch immer noch unzählige Flyer die mit nackten Frauen für Nachtklubs werben.

 

Scheinwelt − Uns interessieren werder Shows noch Nachtklubs. Stattdessen laufen wir uns bei der Besichtung aller bekannter Hotel-Casinos die Füsse platt. Die Pyramide des Luxor’s, den Broadway im NewYork NewYork, das Monte Carlo, das Wasserspiel beim Bellagio, die exklusiven Läden der Forum Shops im Caesar’s Palace, die Vulkanlandschaft des Mirage, die Kanäle, auf denen Gondeln mit singenden Gondolieren verkehren, des Venetian, den Eifelturm des Paris’ und viele mehr. Unglaublich was hier alles errichtet wurde. Man befindet sich zeitgleich auf einer Zeit- und Weltreise.

 

Favorites − Für Lulu ist dies ganz klar das Wynn. Obwohl sie sonst nicht gerade das Nobeldämchen ist, haben es ihr die luxuriöse Innenausstattung des Wynn’s angetan. In Las Vegas ist eben alles ein wenig anders ;-). Markus gefällt dagegen das Caesar’s ausserordentlich gut. Nicht nur wegen der dort angeblich besonders gut gekleideten Frauen, sondern auch wegen der originellen Umsetzung des Themas «das antike Rom». Säulen, Statuen und Zierbrunnen prägen das Bild entlang der Forum Shops. Und der aufgemalte Himmel am Gewölbe verändert sich entsprechend der Tages- oder Nachtzeit. Im Colosseum, dem Theatergebäude, steht seit 2003 Céline Dion fünf mal in der Woche auf der Bühne (Verleidet ihr das nie?! Nötig hätte sie es ja wohl kaum). Caesar’s Entertainment ist der grösste Arbeitgeber von Las Vegas mit über 50’000 Angestellten. Dem Unternehmen gehören nebst dem Caesar’s weitere Hotel-Casinos in Las Vegas wie z.B. Paris, Harrahs, Flamingo, Bally’s etc.

 

Von futtern und füttern − Ebenfalls bekannt ist Las Vegas für seine Buffets. Diese sind aber nicht mehr ganz so billig wie noch vor ein paar Jahren. Mit dem Surf suchen wir uns eines aus der unteren Preiskategorie aus. Das Essen ist okay, das Personal absolut unfreundlich und unmotiviert. Nichtsdestotrotz schlagen wir uns die Bäuche voll und nehmen wohlgenährt die weitere Entdeckungstour unter die Füsse. Immer wieder bauen wir das Stativ auf und ab, um all die Sehenwürdigkeiten unverwakelt auf Chip zu bannen.

Nach stundenlangem Umhermarschieren fangen unsere Rücken und Beine an zu schmerzen. Im Paris setzen wir uns deshalb vor einen der unzähligen Spielautomaten, um ein wenig auszuruhen. Bei dieser Gelgenheit wollen wir mindestens einmal unser Glück versuchen. Wir stecken ein Nötchen in den Schlitz und drücken abwechselnd die Taste, welche den Automaten rotieren lässt. Leider hält das Geld nicht lange an.Wir stehen mit leeren Händen da. Das Spielen packt uns nicht so sehr, wie das Ganze drumherum. Viel zu schnell fressen einem die Automaten das Geld weg. Und mit dem Nötcheneinzug anstatt dem Münzeinwurf und der Auslösung per Knopfdruck anstatt durch das Ziehen des Armes, ist viel Gamblingcharakter verloren gegangen. Nur noch vereinzelt findet man die alten einarmigen Banditen. Tja, in Las Vegas ist es wie überall. Auch hier geht es nur noch um möglichst viel und möglichst schnell. Wir beobachten Leute, die an drei bis vier Automaten gleichzeitig spielen. Sie laufen die Reihe ab und drücken bei jeder Maschine auf die Starttaste. Haben sie beim letzten Automaten den Auslöser gedrückt, ist der erste schon wieder fertig und bereit für die nächste Runde. Häufig wird auch mit dem dreifachen Einsatz gespielt. Damit wäre im Erfolgsfall der Gewinn höher, es geht aber auch schneller bis das Geld verspielt ist.

Damen in knappen Röcken machen die Runde und fragen die Spieler, ob sie ihnen etwas zu Trinken bringen können. Dieser Service ist gratis aber denoch ganz im Interesse der Casinos. Bis die Dame mit dem gewünschten Getränk zurückkommt, vergeht meist viel Zeit. Zeit in welcher der Kunde am Automaten sitzen bleibt und diesen artig füttert. Kommt dazu, dass ein angetrunkener Gambler sein Geld wohl etwas leichtsinniger ausgibt als ein nüchterner.

 

Kater − Es ist bereits drei Uhr als wir völlig erschöpft zu Nanuq zurückkehren. Auf der kurzen Fahrt ins Motel schläft Lulu auf dem Beifahrersitz ein. Noch schlimmer steht es am nächsten Morgen um sie. Sie ist völlig verkatert oder zumindest so verkatert, wie es eine Nicht-Alkoholtrinkende-Person überhaupt sein kann. Ein Zeichen Las Vegas zu verlassen?

 

Die Kehrseite der Medaille − Die Bevölkerung Las Vegas’ nimmt mit etwa 100’000 Neubürgern pro Jahr stetig zu, so dass Las Vegas die am stärksten wachsende Stadt der USA ist. In der Zwischenzeit sind es bereits über 2 Millionen Einwohner. Dabei ist der Altersschnitt mit 34 Jahren für die USA ungewöhnlich niedrig. Klar das eine solch gigantische Stadt gehörig an den Naturressourcen zehrt. Der Wasser- und Elektrizitätsverbrauch ist riesig. Durchschnittlich verbraucht jeder Bürger, den grossen Wassershows der Hotels und Casinos sei «Dank», 1200 Liter Wasser am Tag... und das mitten in der Wüste!! Um diese Wassermengen aufzubringen, wurde zwischen 1931 und 1935 der Hoover Dam gebaut, welcher den Colorado River zum Lake Mead staut. Wegen Trockenheit und dem ständig steigenden Wasserverbrauch ist der Lake Mead in den letzten Jahren aber um mehrere Meter gesunken. Die Frage stellt sich automatisch: «Wie lange kann es so noch weitergehen?»

 

Magic − Trotz der offensichtlichen Probleme verlassen wir nur ungern die Glitzerwelt. Hier scheint einfach nichts unmöglich zu sein. Las Vegas verzaubert auf magische Art und Weise. Auch uns hat die Stadt total in ihren Bann gezogen und bereits am Ausgang der Stadt übermahnt uns die Sehnsuch nach einer weiteren Nacht in Las Vegas. Per Telefon versuchen wir ein billiges Zimmer zu kriegen, was an einem Freitag schwierig ist. Markus’ Traum von einer Nacht im Caesar’s wird leider nicht erfüllt. Es ist völlig ausgebucht und die Preise in den übrigen Hotels der Gruppe liegen über unserem Budget. Und bei Lulu’s Favorit dem Wynn (die Dame gibt sich nicht mit wenig zufrieden) getrauen wir uns gar nicht anzufragen. Wir sagen darum definitiv Tschüss bis zum nächsten Mal. Zu diesem Zeitpunkt ahnen wir nicht, dass es bereits in ein paar Wochen soweit ist...